In den letzten Jahren ist die Anzahl an interessanten Modellen zunehmend größer geworden. Die Auswahl für die heimische Sammlung ist für uns Sammler daher nicht einfacher geworden. Deswegen werden wir an dieser Stelle in lockerer Reihenfolge Modellberichte bzw. Modellbesprechungen präsentieren.
Von Carsten Bengs*
Ende 2008 war es soweit, der lang erwartete Liebherr Mobilkran LG 1750 von Conrad wurde ausgeliefert. Eigentlich wollte ich den LG 1750 auch wieder im Vergleich zu einem anderen Gittermastmobilkran präsentieren. Allerdings war beim Schreiben dieser Besprechung noch kein Vertreter vorhanden. Aber auch ohne Vergleich, ich finde der LG 1750 ist ein fantastisches Modell von beeindruckender Größe und Funktionalität..
Beeindruckend sind auch die Dimensionen des achtachsigen Fahrgestells: 37 cm lang und 6 cm breit. Alle Achsen sind lenkbar und drehen sich leichtgängig; die einzelnen Reifen besitzen authentisches Profil. Der komplette Unterwagen verfügt über eine silberfarbene Lauffläche, die als rutschfeste Fläche durch Profile nachgebildet ist. Der Zugang würde durch kleine Stufen an der Rückseite erfolgen, hier sind auch Handläufe vorhanden. Auspufftopf und Luftfilter sind ebenfalls gut kopiert und der große Motorlüfter hinter der Kabine fällt auch sofort auf.
Charakteristisch für das Modell ist die stabile Sternabstützung; sämtliche Kräfte werden hier nur in den Rahmen unterhalb des Drehkranzes eingeleitet und nicht in den kompletten Unterwagen (im Vergleich zur H-Abstützung). Alle vier Stützholme hat Conrad erfreulicherweise aus Zink nachgebildet und nicht aus Kunststoff; die Grundlänge beträgt 14 cm und teleskopiert 20 cm. Ausgeklappt werden sie über kleine Hydraulikzylinder.
Ein anderes Detail hat mich aber regelrecht begeistert; nämlich die Stützen selber. Auffällig ist zunächst, dass kein Gewinde erkennbar ist. Da der Stützzylinder ein Hohlrohr ist, sitzt das Gewinde innen und somit nicht erkennbar. Die dazugehörige Schraube befindet sich im Stützholm und ist ebenfalls nicht zu sehen. Auch diese Verbindung zeichnet sich durch eine hohe Stabilität aus, da Conrad eine – wie ich finde – sehr clevere Lösung gefunden hat. In dem Hohlrohr befindet sich eine kleine Aussparung, in die eine kleine Mutter geschoben ist. So lässt sich dann letztlich eine stabile Stützbasis erstellen. Das gefällt mir sehr gut!
Nachdem ich nun das Grundgerät sorgfältig abgestützt habe, beginne ich die Montage des Oberwagens. Und da kommt dann die Quick Connection ins Spiel; ebenfalls eine Innovation im Modellbau, die es bislang noch nicht gegeben hat.
Denn die Verbindung erfolgt nicht über eine Schraube, sondern einen Verriegelungsmechanismus. Wenn ich auf den Drehmittelpunkt im Oberwagen drücke, bewegt sich dieser leicht nach unten und ich kann beide Teile zusammensetzen. Wenn ich dann den Druck loslasse, erfolgt eine sichere Verriegelung. Da es sich bei dem Mechanismus allerdings um Kunststoff handelt, kann ich nur empfehlen das Modell nicht übermäßig zu belasten und durch den Schwebeballast immer für ein ausgeglichenes Gleichgewicht im Oberwagen zu sorgen; auch wenn die Verriegelung recht stabil ausgeführt ist. Mir gefällt auch diese Lösung wirklich sehr gut! So kann der Oberwagen prima als Ladegut für einen Tieflader genutzt werden und einfach nur im Transportzustand gezeigt werden.
Das Auslegersystem besteht aus allen Teilen wie auch beim Vorbild und deswegen entschließe ich mich bei der Erstmontage auch für die maximale SDWB Version. Diese besteht aus Schwerlast- und Derrickausleger, Schwebeballast und Wippspitze.
Erfreulicherweise hat Conrad beim LG 1750 auch das neue System der Abspannstangen beigelegt, die auch schon beim 630 EC-H vorhanden sind. Diese werden über kleine Bolzen miteinander verbunden, so dass nur noch Zugkräfte auftreten.
Bei der Erstmontage empfiehlt es sich zunächst alle Seile auf die Winden zu spulen, wenn noch kein Auslegersystem montiert ist; das vereinfacht den Aufbau deutlich. Die hintere Winde ist für den Aufrichtmast zuständig. Hier nehme ich an dieser Stelle ebenfalls gleich das Einscheren vor. Kleiner Tipp: Ich verknote das Seil anfangs nur an einer Seite mit der Winde und schere es dann komplett ein. Das andere Ende anschließend verknotet, lässt es sich nun einfacher aufspulen, ohne von den Rollen zu rutschen.
Den Anfang bei der Montage macht dann der Derrickausleger. Die Winde im Mastfuß ist für die Verstellung des Hauptmastes zuständig. Übrigens sind alle Winden, die in den Auslegerfüßen sitzen, mit kleinen Plastikbolzen befestigt. Sie lassen sich leicht lösen und die Winden können prima als Ladegut für Tieflader genutzt werden. Die Mastsegmente fixiere ich stabil über weitere Plastikbolzen und verbinde die Abspannungen mit dem Aufrichtmast. Nun noch die Verstellflasche einscheren und der Derrickmast ist fertig.
Aufgrund der Länge ist es am einfachsten den Hauptmast und die Wippe am Boden liegend zu montieren. Mittlerweile steht mein LG 1750 nämlich auch schon auf dem Fußboden, weil der Platz auf dem Schreibtisch nun nicht mehr reicht. Weiter geht’s dann mit dem Hauptmast.
Mit den zwei Zwischenstücken erreicht der Hauptmast eine Länge von 1 m oder 49 m beim Vorbild. Sechs Abspannstangen verbinden den Mast dann mit der Verstellflasche. Der Schwerlastrollensatz wird nun noch mit dem Rollenkopf verbolzt und das Modell könnte in dieser Derrickversion eingesetzt werden. Dann müsste nur noch der Haupthaken eingeschert werden.
Bei mir geht’s aber erstmal weiter mit der Wippspitze und den Wippstützen. Die einzelnen Teile fixiere ich mit weiteren Bolzen. Weitere Abspannstangen verbinden die untere Wippstütze mit dem Hauptauslegerfuß und die obere Wippstütze mit dem Rollenkopf des Wippauslegers. Nun kann das Verstellseil für die beiden Wippstützen eingeschert werden.
Im Gegensatz zum LR 1750 erfolgt die Ballastierung des LG über einen Schwebeballast. Dieser läuft nicht – wie beim LR – auf Rädern, sondern schwebt meist in der Luft. Das ist auch der Grund, warum nicht ständig das maximale Gewicht aufgelegt ist.
Im Einsatz wird in der Regel erst die Last am Haupthaken angeschlagen und dann mittels eines Hilfskranes der notwendige Schwebeballast aufgelegt. Dann ist das Auslegersystem im Gleichgewicht und die Last kann mühelos gestemmt werden. Bei Gittermastmobilkranen findet in der Regel nur der Schwebeballast Anwendung; die Version mit Ballastwagen ist Raupenkranen vorbehalten. Maximal kann der LG 1750 mit 400 t Schwebeballast aufgerüstet werden.
Bei dem Modell besteht der Schwebeballast aus einem Rahmen, an dem an drei Stellen die Ballastplatten gestapelt werden können, ohne zu verrutschen. An zwei vertikalen Rahmen werden die Abspannstangen zum Derrickmast verbolzt. Diese können für den Transport zur Seite geklappt werden. So lässt sich der Schwebeballast auch aus Ladegut für einen Tieflader verwenden.
An beiden Rahmen sind kleine Leitern angebracht, die Zugang zur Arbeitsplattform ermöglichen würden. Von dort würde dann die Abspannung mit dem Ballast verbunden werden. Zusätzlich ist der Schwebeballast noch über einen teleskopierbaren Rahmen mit dem Oberwagen verbunden. So kann das rückwärtige Moment noch mal vergrößert werden, in dem der Radius erhöht wird.
Je nachdem, wie ich das Modell aufbaue und mit welcher Ausladung ich es aufbaue, kann ich über den Schwebeballast für ein Gleichgewicht sorgen, so dass die Drehverbindung nicht übermäßig einseitig belastet wird.
Bevor ich mit dem Aufrichten des mächtigen Auslegersystems beginne, kontrolliere ich noch mal alle Seile und Bolzen. Und dann geht’s los, noch nimmt das Modell 2,5 m Länge auf dem Boden ein. Langsam hebt sich der Derrickmast in die Höhe, indem ich Winde 4 bewege. Dabei gebe ich langsam Seil für den Derrickmast nach. Nach einiger Zeit hat der Mast seine endgültige Position erreicht und ich kann die letzten Abspannungen von der Mastspitze mit dem Schwebeballast verbinden.
So ist ausreichend Gegengewicht vorhanden, um den Hauptmast mit Wippspitze zu heben. Bei diesem Aufrichtvorgang treten bei Gittermastkranen übrigens die größten Kräfte auf, deswegen rollt die Wippspitze auch auf dem Boden.
Während sich der Hauptmast hebt, spule ich Seil für die Wippstützen ab. Die Wippspitze kann so leicht auf dem Boden rollen und der Hauptmast trägt nur ein Teil des Gewichtes. Steht die Wippspitze dann ungefähr im 90° Winkel zum Hauptausleger, wird der komplette Ausleger angehoben. Beim Original steht der Auslegerkopf dann knapp über dem Boden und die Monteure können den Lasthaken einscheren.
Nun wollen wir uns aber auch noch die Lasthaken anschauen. Das LG 1750 Modell wird mit zwei Haken ausgeliefert. Es handelt sich dabei um die Flaschen für 300 t und 600 t Tragkraft. Beide Flaschen sind modular aufgebaut; so könnten aus zwei 300 t Flaschen eine für die maximale Tragkraft montiert werden. Beim Einsatz mit Wippspitze kommt die 300 t-Flasche zum Einsatz; am Hauptmast können wir die 600 t-Flasche einscheren.
Der Doppelhaken ist drehbar gelagert und verfügt über eine Öffnung in der Mitte. Hier werden in Natura oft die Anschlagmittel über Schäkel angebracht. Sämtliche Seilrollen laufen leichtgängig und sind so ausgeführt, dass ein Einscheren der Seile ebenfalls problemlos möglich ist.
Beim in Natura 16 t schweren Haupthaken sind die beiden Rollenflaschen mittels Bolzen mit dem Mittelteil verbunden; ein kleiner Verbindungsrahmen oberhalb der Flaschen sorgt für einen parallelen Gleichlauf. Dies ist dann notwendig, wenn der Haupthaken mit zwei Winden eingeschert ist. Ein weiteres, schönes Details sind die beiden Zusatzgewichte am Haupthaken. Sie werden einfach außen eingehangen und sorgen dadurch für einen besseren Lauf des Hakens bei kompletter Einscherung.
Übrigens liegen dem LG 1750 verschiedene Bolzen dabei. Darunter sind auch Bolzen, die für das Modell nicht benötigt werden. Allerdings sind dies die gleichen Bolzen, die beim 630 EC-H 40 Baukran den Turm montieren. Sollte dieses Modell ebenfalls in der heimischen Sammlung sein, sollten diese Bolzen vom LG 750 dem 630 EC-H 40 als Ersatz zukommen.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass das LG 1750 Modell keine Wünsche offen lässt. Details, Funktionalität und Bedienung hat Conrad mit beeindruckender Genauigkeit zum Original auch am Modell nachgebildet. Ein wirklich imposantes Modell!
* Carsten Bengs ist Autor der O&K Chronik „Orenstein & Koppel – 125 Baumaschinen, Lokomotiven und Traktoren“. Als freier Redakteur berichtet er regelmäßig über Baumaschinenmodelle in den Magazinen ToyTrucker & Contractor (USA) und TruckModell (D).
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