In den letzten Jahren ist die Anzahl an interessanten Modellen zunehmend größer geworden. Die Auswahl für die heimische Sammlung ist für uns Sammler daher nicht einfacher geworden. Deswegen werden wir an dieser Stelle in lockerer Reihenfolge Modellberichte bzw. Modellbesprechungen präsentieren.
Von Carsten Bengs*
Man sieht sie eigentlich nur auf Messen und nicht auf der Baustelle nebenan. Denn sie arbeiten eher vergleichbar als „Wühlmause“ unter Tage z.B. beim Tunnelbau. Dennoch sind Tunnellader ein sehr interessanter Maschinentyp. Zwei dieser Vertreter präsentiere ich an dieser Stelle und stelle sie vergleichend gegenüber: den Sandvik LH621 von Conrad und den Atlas Copco Scooptram ST14 von Joal.
Beide sind noch sehr neu und erst kürzlich präsentiert worden.
Interessant finde ich die Tatsache, dass Joal nun auch eine chinesische Produktion hat; auf dem Karton und Modell finden sich hierzu deutliche Hinweise. Ganz offensichtlich ist natürlich die Aufschrift “Made in China”, aber auch die typische Art, das Modell über Drähte mit der Verpackung zu verknoten. Ich persönlich finde das furchtbar, wenn ich ein Modell erst entknoten muss. Da gibt es genug andere und vor allem bessere Lösungen.
Beginnen wir mit dem Sandvik-Lader. Das Vorbild verfügt über einen 475 PS starken Dieselmotor und wiegt 57 t. Dieses hohe Gewicht fällt auch gleich beim Modell auf; denn Conrad hat den Lader sehr massiv nachgebildet. Charakteristisch für beide Modelle ist zudem die geringe Höhe: 6 cm beim LH 621 bzw. 5 cm beim ST14. Dies ist für eine gute Bewegungsfreiheit in engen Tunneln sehr wichtig.
Der Frontlader des LH621 ist ebenfalls aus sehr massivem Zinkguss nachgebildet. Bei der “ersten Inbetriebnahme” des Modells muss ich noch zwei kleine Scheinwerfernachbildungen an den Lader stecken; diese sind beim ST14 gleich in das Ladegerüst integriert.
Maximal kann das Vorbild mit einer 10 m3 Schaufel ausgestattet werden und bietet mit 5 cm ausreichend Ausschütthöhe, um z.B. mein Modell eines 40 t Knicklenkers zu beladen. Die Ausschütthöhe beim Atlas Copco ST 14 beträgt ebenfalls 5 cm. Das Vorbild des ST14 ist mit 38 t etwas leichter als der Wettbewerber und besitzt standardmäßig 6,4 m3 Schaufelinhalt.
Alle Hydraulikzylinder sind beim LH 621 die standardmäßigen Kunststoffzylinder; allerdings auch sehr massiv ausgebildet und im Rahmen gut geschützt untergebracht. Damit sind sie in der Realität vor Beschädigungen bei herabfallendem Material gut geschützt.
Die Hubzylinder beim ST14 liegen dagegen etwas offener als beim LH621. Sehr gut gefällt mir allerdings hier der zusätzliche Schutz des Schaufelkippzylinders. Joal hat hier eine kleine Plastikabdeckung integriert, die den Kolben schützen würde und an der Stangenseite verbolzt ist.
Unterschiede bei den Modellen sind auch in den Nietenverbindungen zu finden. Conrad verwendet traditionell Messingnieten, die wesentlich stabiler sind. Auch wenn der Lader mehrfach bewegt wird, sitzen diese noch fest. Zudem finde ich diese Nieten optisch schöner – das ist aber letztlich eine persönliche Geschmacksfrage. Joal verwendet durch die chinesische Produktion Nieten aus Weißmetall, diese sind etwas weicher. Dadurch hat z.B. die Schaufel schnell Spiel und wackelt.
Wenn wir einen Blick in die Kabinen werfen, können wir erkennen, dass diese ebenfalls sehr flach und stabil ausgeführt sind. Der Zugang würde von vorne über drei Stufen erfolgen, die auch beim Modell in die Rahmenstruktur integriert sind. Front-, Rück- und Seitenscheiben sind ebenfalls sehr klein. Da das Vorbild zumeist unter rauen Bedingungen in abrasivem Material arbeitet, ist der Fahrer so optimal vor Staub und Gefährdungen durch herabfallendes Material geschützt.
Hier sind bei beiden Modellen keine Unterschiede festzustellen; Kabine, Interieur und auch die Scheiben sind realitätsgetreu nachgebildet worden.
Während der Sandvik LH621 auf massiven, aber relativ weichen Gummireifen mit Profil rollt, sind die Reifen beim ST14 Modell hart und ohne Profil ausgeführt. Umgeben sind die Vorderräder von einem stabilen Schutzblech. Beim LH621 ist zusätzlich noch ein äußerer Schutz aus grauem Kunststoff vorhanden. Diese Lösung gibt zusätzlich eine farbliche Variation.
Auf beiden Schutzblechen ist jeweils ein kleiner Feuerlöscher angebracht – ein schönes Detail wie ich finde. Zusätzlich ist die Hinterachse beim LH 621 als Pendelachse ausgeführt, was beim ST14 nicht der Fall ist.
Leichtes manövrieren wird durch die Knicklenkung erreicht, wobei der Knickwinkel beim LH621 etwas größer als bei meinem Atlas-Copco Besprechungsmodel ist. Kleine Hydraulikzylinder für die Lenkung sind bei beiden Modellen vorhanden. Conrad hat zusätzlich noch ein Schlauchpaket beim LH621 angebracht, das die Versorgung mit Hydrauliköl in Natura sicherstellen würde; beim ST14 Modell ist dieses nicht vorhanden.
Am Fahrzeugheck befindet sich der Motorraum. Beim Sandvik-Modell ist die detaillierte Motornachbildung gut erkennbar. Turbolader, Luftfilter und Ölversorgung des heckseitigen Motorkühlers sind gut zu sehen; hier handelt es sich um Kunststoffteile. Den Motorkühler können wir ebenfalls leicht erreichen; eine kleine Tür lässt sich problemlos zur Seite schwenken.
Beim ST14 ist keine Motornachbildung erkennbar, da dieser hier komplett eingehaust ist. Dagegen fallen am Heck auf beiden Seiten kleine silberfarbene Handgriffe positiv auf. Hingegen sind Luftfilter, Feuerlöscher und Schläuche in den Zinkguss integriert und lediglich farblich hervorgehoben. So ist z.B. der Feuerlöscher rot bedruckt, der Griff silbern. Der Motorkühler ist hier ebenfalls nur über das Heck in den Zinkguss angedeutet.
Alles in allem besitzen beide Modelle eine sehr hohe Detaillierung, jeweils gut umgesetzt durch Conrad und Joal. Den ST14 Lader sehe ich auch hier als Einsteigermodell, das ein wenig einfacher ausgeführt ist. Beim LH621 überzeugen die Stabilität sowie die bei Conrad gewohnte hohe Qualität.
Es bleibt sicher spannend zu sehen, wie sich die zukünftigen Modelle von Joal durch die chinesische Produktion verändern werden bzw. welchen Grad an Detaillierung wir hier zukünftig zu erwarten haben. Bislang waren filigrane Details ja nicht unbedingt an Joal Modellen zu finden.
* Carsten Bengs ist Autor der O&K Chronik „Orenstein & Koppel – 125 Baumaschinen, Lokomotiven und Traktoren“. Als freier Redakteur berichtet er regelmäßig über Baumaschinenmodelle in den Magazinen ToyTrucker & Contractor (USA) und TruckModell (D).
Wenn Ihnen diese Besprechungen gefallen haben oder wenn Sie Anregungen oder Kommentare haben,
freuen wir uns über diese unter info (at) msw-modelle(dot)com
If these reviews would have helped you or if you have any comment or suggestion,
we look forward to it under info (at) msw-modelle(dot)com